Zusammenfassung: | In diesem Beitrag werden die Integrationspotenziale der betrieblichen Lehre reflektiert und analysiert, wie sich der Zugang zur betrieblichen Lehre für junge Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte in Österreich gestaltet. Die empirische Grundlage dafür bilden leitfadengestützte Interviews mit vierzehn Expert/innen, deren Organisationen und Projekte junge Geflüchtete auf ihrem Weg in Bildung, Ausbildung und Beschäftigung beraten und unterstützen oder in die Lehre vermitteln. — Die Analyse der Interviews kommt zum Ergebnis, dass die betriebliche Lehre die ökonomische, soziale und kulturelle Teilhabe junger Asyl- und subsidiär Schutzberechtigter fördern kann. Dies wird insbesondere mit dem Wert der Lehre als anerkannter Bildungsabschluss und mit den im Zuge der Ausbildung erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen begründet. Der Abschluss einer betrieblichen Lehre gilt als Schritt in Richtung einer langfristigen Arbeitsmarktintegration, der zugleich eine gute Basis für weitere Bildungs- und Ausbildungsschritte schafft. Grundvoraussetzung für die Verwirklichung dieser Integrationspotenziale ist, dass sowohl der Ausbildungsweg als auch die jeweilige Lehrstelle zu den individuellen Interessen und Fähigkeiten der Jugendlichen passen und diese ihre Ausbildung auch erfolgreich abschließen (können). — Anhand der Einschätzungen und Erfahrungswerte der Expert/innen wird deutlich, dass die Weichen für einen erfolgreichen Übertritt in die Lehre bereits lange vor der Suche nach einem Ausbildungsplatz gestellt werden. Für viele junge Asylund subsidiär Schutzberechtigte steht der mögliche Antritt einer Lehrstelle am Ende eines individuellen, zeitintensiven Prozesses der schrittweisen Heranführung an Bildung und Ausbildung. Ein erhöhter Unterstützungsbedarf im Vorfeld der Lehrstellensuche wird in den Interviews in erster Linie auf eine oftmals noch eher kurze Aufenthaltsdauer in Österreich, fluchtbedingte Einschränkungen und Unterbrechungen früherer Bildungslaufbahnen sowie die Herkunft aus einem im Vergleich zum österreichischen grundlegend anders aufgebauten (Bildungs-)System zurückgeführt. Hinzu kommen mögliche fluchtspezifische Belastungen psychischer und physischer Art. Vor diesem Hintergrund schaffen die individuell bedarfsorientiert auszurichtenden Phasen der Beratung, Orientierung und Vorbereitung – ergänzt um eine psychosoziale Komponente der Unterstützung – die Grundlage für den Zugang zur Lehre und den späteren Ausbildungserfolg.
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