Faktor Multikulturalität: Gesamtwirtschaftliche Effekte ethnischer Diversität

Nach dem Wunsch der Herausgeber dieses Buchs sollten wir einen Beitrag über „Multikulturalität und Wirtschaftsstandort“ verfassen. Dieses Thema erscheint aus folgenden Gründen zu weit: Einerseits ist die Standortfrage eine, die eine Analyse der gesamtwirtschaftlichen und einzelwirtschaftlichen Effek...

Ausführliche Beschreibung

Bibliographische Detailangaben
Link(s) zu Dokument(en):IHS Publikation
Hauptverfasser: Neck, Reinhard, Weyerstrass, Klaus, Hofer, Helmut
Format: Book Contribution NonPeerReviewed
Veröffentlicht: Verlag Österreich GmbH 2021
Beschreibung
Zusammenfassung:Nach dem Wunsch der Herausgeber dieses Buchs sollten wir einen Beitrag über „Multikulturalität und Wirtschaftsstandort“ verfassen. Dieses Thema erscheint aus folgenden Gründen zu weit: Einerseits ist die Standortfrage eine, die eine Analyse der gesamtwirtschaftlichen und einzelwirtschaftlichen Effekte umfassen würde, und als Volkswirte können wir wenig zu der Frage sagen, welche Überlegungen und daher auch welche Auswirkungen ethnische Diversität für die Entscheidungen der Unternehmungen maßgeblich sind; dazu würden wohl Betriebswirte etwas Substanzielles beitragen können. Dazu müsste man die Organisationstheorie der Unternehmungen und entsprechende empirische Befunde heranziehen. Was die Multikulturalität betrifft, so ist diese nur eine von zumindest zwei Möglichkeiten neben der Integration (Assimilation) (vgl. Malik 2015). Während Integration unterschiedlicher Ethnien und anderer diverser (von der Mehrheitsgesellschaft abweichender) Gruppen bedeutet, dass diese Gruppen voll oder zumindest weitgehend als Teil der Mehrheitsgesellschaft aufgenommen und in dieser verankert sind, bedeutet Multikulturalität, dass die verschiedenen Gruppen mehr oder minder getrennt nebeneinander leben. Frankreich ist ein Beispiel für letzteres, während die meisten westeuropäischen Länder zumindest eine teilweise Integration ethnisch und anderweitig kulturell diverser Personen und Gruppen herbeizuführen versuchen. Beide Möglichkeiten schaffen unterschiedliche soziale und ökonomische Probleme, deren Konsequenzen bisher nur sehr rudimentär in der ökonomischen (anders als in der soziologischen) Fachliteratur behandelt wurden; vgl. Conley und Neilson (2013) für eine erste theoretische Analyse und Borooah und Mangan (2009) für eine empirische Untersuchung mit Umfragedaten für Westeuropa. Wir beschränken unseren Beitrag daher auf „Ethnische Diversität und ihre gesamtwirtschaftlichen Effekte“. Ethnische Diversität kann sich auf unterschiedliche Sprachen beziehen, kann aber auch auf andere kulturelle Eigenschaften oder auf Hautfarbe oder physische Charakteristika (vgl. dazu z.B. Nijkamp et al. 2015). In den meisten Studien wird die Herkunft im Sinn des Ursprungslandes der einzelnen Gruppen (der Personen oder ihrer unmittelbaren Vorfahren) als unterscheidende Eigenschaft angesehen; dieser Konvention schließen wir uns auch hier an. Damit überlappend, aber nicht identisch ist eine Unterscheidung nach der Sprache, wobei die Mehrsprachigkeit ziemlich eindeutig als vorteilhaft gesehen wird, sowohl bei der Mehrheitsbevölkerung wie bei den Gruppen diverser Personen (vgl. dazu z.B. Neck 2016).