Zusammenfassung: | Verschmutzte Müllbereiche in Wohnhausanlagen sind nicht nur ein großes Ärgernis für BewohnerInnen, sondern verursachen auch hohe Reinigungskosten. Ziel der vorliegenden Studie war es, verhaltenswissenschaftliche Maßnahmen zur Förderung der Sauberkeit zu entwickeln und in einem Feldexperiment mit ca. 400 Müllbereichen zu testen. Zusätzlich wurden die Grundsauberkeit und Effekte der Infrastruktur analysiert. Auf Basis der Literatur wurden vier Maßnahmen in Form von verschiedenen Plakaten für Müllbereiche auf Basis von verhaltensökomisch-psychologischen Prinzipien entwickelt, die eher automatisch, implizit (System 1) oder rational, bewusst (System 2) auf korrekte Müllentsorgung aufmerksam machen sollten. Die System-1-Maßnahmen waren beobachtende Augen und Naturbilder, die System-2-Maßnahmen waren Information zu finanziellen Konsequenzen und erklärende Piktogramme. Im Feldexperiment wurden diese Maßnahmen in einem Vorher-Nachher-Design hinsichtlich ihrer kurz- und langfristigen Wirkung im Vergleich zu einer Kontrollgruppe in ca. 400 Müllbereichen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Müllbereiche im Durchschnitt sehr sauber sind. Müllbereiche im Freien sind per se sauberer als solche innerhalb von Gebäuden. Auch volle Müllcontainer und die Größe der Wohnhausanlagen hängen positiv mit der Verschmutzung zusammen. Weiters deuten die Ergebnisse an, dass System-1-Maßnahmen (Augen,Naturbilder) eher die Sauberkeit verbessern als System-2-Maßnahmen (Finanzielles, Piktogramme). Eventuell werden auf bewusste Einsicht setzende System-2-Maßnahmen als bevormundend wahrgenommen und daher tendenziell abgelehnt, während die implizit wirkenden System-1-Maßnahmen nur eine sanftere Erinnerung sind. Im Bericht werden praktische Implikationen der Ergebnisse und die umfangreichen theoretischen und methodischen Beiträge zur Literatur diskutiert sowie Limitationen und weiterführende Forschungsmöglichkeiten aufgezeigt.
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