Von der Chancengleichheit zur Ausgrenzung. Ein sozialer Fortschritt im Bildungssystem? Eine theoretische und empirische Aufarbeitung.

Im Zusammenhang mit Bildung lassen sich widersprüchliche Entwicklungen beobachten. Auf der einen Seite kann eine enorme Bildungsexpansion beobachtet werden auf der anderen Seite steht das Phänomen der Bildungsarmut und die zunehmende soziale Ausgrenzung der davon betroffenen Personen. Vor diesem Hin...

Ausführliche Beschreibung

Bibliographische Detailangaben
Link(s) zu Dokument(en):IHS Publikation
1. Verfasser: Steiner, Mario
Format: Abschlussarbeit NonPeerReviewed
Veröffentlicht: 2017
Beschreibung
Zusammenfassung:Im Zusammenhang mit Bildung lassen sich widersprüchliche Entwicklungen beobachten. Auf der einen Seite kann eine enorme Bildungsexpansion beobachtet werden auf der anderen Seite steht das Phänomen der Bildungsarmut und die zunehmende soziale Ausgrenzung der davon betroffenen Personen. Vor diesem Hintergrund steht die Entwicklung eines Konzepts im Zentrum dieser Arbeit, das die Beantwortung der Forschungsfrage erlaubt, ob insgesamt im Zusammenhang mit Bildung und ihrer Entwicklung von einem sozialen Fortschritt gesprochen werden kann oder nicht. Aufbauend auf Gerechtigkeitstheorien, Chancengleichheitsansätzen und Konzeptionen von Fortschritt werden acht Dimensionen sozialen Fortschritts herausgearbeitet, die sich von Gleichheit bis Befähigung und von Teilhabe bis Anerkennung spannen. Um diese Dimensionen zu operationalisieren, werden 26 Indikatoren definiert und empirisch analysiert. Sie zeigen dabei sowohl die Entwicklung als auch den Status Quo hinsichtlich des sozialen Fortschritts auf. Zusätzlich werden die Berechnungen auch für benachteiligte Gruppen vorgenommen, weil das Konzept u.a. auf der Hypothese aufbaut, dass sozialer Fortschritt dann beobachtet werden kann, wenn soziale Ungleichheiten abgebaut werden. Die meisten Indikatoren werden zudem im internationalen Vergleich analysiert. Die Analysen offenbaren keine reine bildungspolitische Erfolgsgeschichte. Nur einige Indikatoren lassen auf sozialen Fortschritt schließen, andere legen sozialen Rückschritt als Schluss nahe. Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit für SchülerInnen aus bescheidenen sozioökonomischen Verhältnissen, ein Level basaler Kompetenzen nicht zu überschreiten, fünffach erhöht und steigt sogar noch weiter. Auch Indikatoren, die in ihrer Entwicklung auf einen sozialen Fortschritt hindeuten, offenbaren in ihrem IST-Stand oft eine enorme soziale Ungleichverteilung, was auf einen noch langen Weg hindeutet, bis eine Gesellschaft als sozial fortschrittlich gelten kann. Im Überblick deuten die direkt auf die Bildung gerichteten Dimensionen noch am ehesten auf sozialen Fortschritt hin, während Dimensionen, die auf den gesellschaftlichen Bezug von Bildung ausgerichtet sind, eher das Gegenteil nahelegen. Im internationalen Vergleich können vier Staatengruppen unterschieden werden: Die Länder mit dynamischer Entwicklung von einem bescheidenen Ausgangsniveau weg, die Staaten mit noch weiter steigender Entwicklung auf bereits hohem Ausgangsniveau, Länder deren hohes Niveau durch rückläufige Entwicklungen gefährdet ist und schließlich eine Staatengruppe, die sich trotz schlechter Ausgangswerte noch weiter zurückentwickelt. Das finale Urteil ist ein zwiespältiges, da Fortschritt und Rückschritt einander oft ausgleichen. Doch die steigende Diskriminierung von MigrantInnen und bildungsarmen Personen erfordert Maßnahmen um sicherzustellen, dass auch Benachteiligte einen Platz im „gesellschaftlichen Fahrstuhl“ vorfinden, um den Zusammenhalt der Gesellschaft sicherzustellen. English Abstract: Concerning education we find contradictory developments. We observed an enormous educational expansion as well as we witness the emergence of educational poverty and social exclusion of people effected. Considering this background the aim is, to develop a concept that allows answering the research question, whether in the long run we can observe social progress or regress in the field of education. To give an answer a concept of social progress in education has to be developed first. Building upon theories of justice, equality of opportunity and progress I will work out 8 dimensions of social progress in education spanning from equity and capabilities to participation and recognition. The operationalisation of these dimensions consists of 26 indicators which all are calculated empirically and show the actual status and development over time. Besides that results for disadvantaged groups are calculated because the concept developed builds upon the hypothesis, that social progress can be observed, when social differences decrease. Many indicators cover besides Austria several European countries. The findings not only tell a story of educational success. Only a limited number of indicators show social progress others even social regress. For instance the odd ratio for belonging to the low achievers groups not only equals a five-time risk for pupils with a poor socioeconomic background but also grew over time. Even indicators showing social progress reveal a long way to go, since social disadvantages still are enormous. Dimensions focused on the educational system in many cases show progressive developments whereas the dimensions covering consequences of education in society point in a regressive direction. In international comparison developments work out differently for different countries. Besides booming countries starting from a low level of social progress also continuous improving countries starting from a high level can be found. On the other hand side countries are situated showing a decreasing trend either from a high or even from a low level of development. All together progressive and regressive elements are in balance and therefore do not allow a final judgement. But growing exclusion of migrants and low qualified people demand policy measures ensuring that also the most vulnerable find their place in the societal elevator and will not be left behind.