Zusammenfassung: | Ist Marktversagen kuriert?
Bei der Bestimmung der Determinanten der Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen in der EU finden wir Hinweise auf Marktversagen in den „neuen“ EU-Ländern: Hohe Ärztedichte geht – bereinigt um Einkommen und der unterschiedlichen Ausgangslage in den Beitrittsländern – mit hoher Inanspruchnahme einher. Dieser Zusammenhang kann für die „alten“ EU-Länder nicht nachgewiesen werden. Andere Einflussgrößen verändern dieses Ergebnis nicht. Wir gehen davon aus, dass in den „neuen“ EU-Ländern die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen nicht gesundheitsrelevant befriedigt ist. In Verbindung mit knappen Budgets und trotz der üblichen Praxis von „Erkenntlichkeitszahlungen“ für Anbieter scheint die Produktivität der ÄrztInnen nicht sehr hoch zu sein, zumal der Gesundheitszustand der Bevölkerungen nach wie vor hinter jenem „im Westen“ nachhinkt. Allerdings trägt hierzu auch das deutlich niedrigere Wohlstandsniveau bei. Deshalb müssen auch die vorliegenden Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden.
Wie globalisiert sind Gesundheitsreformen?
Reformen in den wichtigsten Industrieländern konzentrieren sich in den 90er Jahren auf die Sicherung der langfristigen Finanzierbarkeit. Selbstbehalte, leistungsorientierte Bezahlungsformen und Budgets wurden hierfür eingesetzt. Diese Reformen wurden meist flankiert von Qualitätssicherungsmaßnahmen. Auffällig ist jedoch auch das Spannungsfeld zwischen Kostendämpfungsbemühungen und verbessertem Zugang zur Versorgung wie dies in den USA und im Vereinigten Königreich erfolgte, indem mehr Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Mit Budgets konnte – zumindest kurzfristig – eine Kostendämpfung erreicht werden; allerdings zeigt sich im Fall von Japan, dass auch eine konsequent verfolgte Verhandlungsstrategie die Preis- und Mengenentwicklung steuern kann. Österreichische Reformbemühungen bewegten sich im internationalen Trend, ihre Wirkungen sind aber nicht zuletzt durch fehlende Transparenz in der Datenlage schwer identifizierbar.
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