Zusammenfassung: | Digitalisierung umfasst immer größere Bereiche der Gesellschaft. Durch die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verändern sich die industriellen Produktionsprozesse und viele Dienstleistungen. Durch Investitionen in IKT sowie durch Netzwerkeffekte, Wissenstransfer und effizientere Prozesse führt die Verbreitung neuer digitaler Technologien zu einer Steigerung von Produktivität und Wirtschaftswachstum. Mit der Produktivitätssteigerung, sind jedoch in einigen Wirtschaftsbereichen Beschäftigungsverluste verbunden. Gleichzeitig entstehen in anderen Sektoren und Tätigkeitsfeldern neue Arbeitsplätze. Darüber hinaus wird aufgrund der Alterung der Gesellschaft das Arbeitskräftepotenzial in Österreich wie in den meisten anderen Industrieländern mittelfristig sinken, was durch Steigerungen der Arbeitsproduktivität abgefedert werden kann.
Hinsichtlich der Unterstützung des digitalen Wandels ist der Staat insbesondere in den Bereichen Bildung und Weiterbildung, der Gestaltung des Forschungsumfelds, dem Datenschutz sowie der Bereitstellung leistungsfähiger und sicherer Informations- und Kommunikations-Infrastrukturen gefordert.
Zwischen den weltwirtschaftlichen Regionen, aber auch innerhalb der EU variiert der Grad der Digitalisierung stark. Gemäß dem Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) zeigte Österreich im Jahr 2023 im EU-Vergleich in drei der vier Hauptbereiche dieses Index − Humankapital, digitale Verwaltungsdienstleistungen sowie Einsatz digitaler Technologien durch Unternehmen − überdurchschnittliche Resultate. Im Bereich digitale Infrastrukturen und Vernetzung lag Österreich knapp unter dem EU-Durch-schnitt. Im Bereich der Verwaltungsdienstleistungen, die Privatpersonen und Unternehmen zur Verfügung stehen, schneidet Österreich gut ab. Die Nutzung von Digitalisierung, gemessen an der Zahl der Breitbandinternet-Verträge je 100 Einwohner:innen, hat in Österreich in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, wobei das Wachstum auf mobiles Internet beschränkt war, während die Nutzung der Festnetztechnologie stagnierte. Im Vergleich der OECD-Länder rangiert Österreich bei der Zahl der Festnetzinter-netverträge im hinteren Bereich, bei der Nutzung von mobilem Internet im Mittelfeld. Hingegen befindet sich Österreich bei der Nutzung von Breitbandinternet in Unternehmen, gemessen anhand mehrerer Indikatoren, im oberen Mittelfeld.
Eigene panelökonometrische Schätzungen zeigen, dass die Digitalisierung das Wachs-tum des realen Bruttoinlandsprodukts, das Pro-Kopf-Einkommen und die totale Faktorproduktivität signifikant positiv beeinflusst. Konkret wurde ein positiver Einfluss der Festnetz- oder mobilen Breitbandinternetverträge gefunden, womit Ergebnisse aus der Literatur bestätigt werden. Nach Einbeziehung spezifischer unternehmensbezogener Indikatoren für die Nutzung digitaler Dienste wird der Einfluss der allgemeineren Variablen geringer. Generell wurde ein positiver Einfluss des Anteils der Unternehmen mit Breitbandinternetanschluss, des Anteils der Beschäftigten, die einen PC mit Internetanschluss nutzen, des Unternehmensanteils mit Website und des Anteils der Unternehmen, die Bestellungen über Computernetze abwickeln, gefunden.
Mit den Modellen wurden Simulationen durgeführt. So könnte das Pro-Kopf-Einkommen um rund 6,5 Prozent höher sein, wenn Österreich denselben, um etwa 22 Prozentpunkte höheren Anteil der Beschäftigten, die einen PC mit Internetanschluss nutzen, wie Finnland hätte. Die Ausstattung des Arbeitsplatzes allein entfaltet selbstverständlich keine positiven ökonomischen Wirkungen, sondern nur im Zusammenwirken mit einer Anpassung der Prozesse und einer entsprechenden Schulung der Beschäftigten. Wenn 50 Prozent und damit etwa doppelt so viele Unternehmen wie bisher Bestellungen über Computernetzwerke abwickeln würden, könnte die totale Faktorproduktivität in Österreich um rund 4 Prozent höher sein.
|