Zusammenfassung: | Wissenschaftlerinnen mit betreuungspflichtigen Kindern befinden sich überwiegend in früheren Karrierephasen und befristeten Arbeitsverhältnissen. Schon vor Beginn der CO-VID19-Pandemie war ihre berufliche Situation geprägt von prekären Bedingungen mit geringer Aussicht auf Dauerstellen. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich damit, wie die Gesundheitskrise von dieser Gruppe im Hinblick auf ihre Karriere erlebt worden ist. Die empirische Grundlage bildet ein qualitatives Multi-Methods Forschungsdesign. Dafür wurden 15 problemzentrierte Interviews mit betroffenen Wissenschaftlerinnen sowie fünf Ex-pert:inneninterviews mit Universitätsvertreter:innen in Wien im Zeitraum von Juni bis Oktober 2022 geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse verweisen einerseits auf neue Möglichkeiten und Chancen, etwa Teilhabemöglichkeiten durch Digitalisierung, aber auch auf vielfältige neue Herausforderungen, von unbezahltem Mehraufwand durch die Umstellung auf virtuelle Lehre bis hin zu fehlendem persönlichen Austausch mit Kolleg:innen. Derartige Erfahrungen können bis zu einem gewissen Anteil zwar alle Forscher:innen gleichermaßen betreffen. So steht aber insbesondere die Intensivierung von bereits bestehenden Belastungen und Ungleichheiten in Verbindung mit der spezifischen Situiertheit der Early Career Wissenschaftlerinnen mit Kindern: von ungleicher innerpartnerschaftlicher Aufteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung, da die Partner einen sichereren, besser bezahlten und damit „wichtigeren“ Job haben, bis hin zu einem erhöhtem Care-Aufwand auch außerhalb des Haushalts, etwa durch belastete Eltern, Geschwister, Mitarbeiter:innen oder Studierende. Neben einer grundsätzlichen Reformierung des Wissenschaftssystems im Allgemeinen und einem Ausbau von entfristeten Mittelstellen im Speziellen wünschen sich die Befragten u.a. auch, dass die teils gesunkene wissenschaft-liche Produktivität von Early Career Wissenschaftlerinnen mit Versorgungspflichten bei Stellenbesetzungen und Bewertungen ihrer akademischen Leistungen berücksichtigt wird.
|