Volkswirtschaftliche Kosten von Demenz in Österreich

In Österreich sind geschätzt 147.000 Menschen von Demenz betroffen, wobei sich eine genaue Anzahl an Demenzerkrankten durch Unterdiagnostizierung und – damit teilweise einhergehend – Unterversorgung nicht feststellen lässt. Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, einerseits zur Forschung in Bezug...

Ausführliche Beschreibung

Bibliographische Detailangaben
Link(s) zu Dokument(en):IHS Publikation
Hauptverfasser: Czypionka, Thomas, Reiss, Miriam, Reitzinger, Stephanie, Riedel, Monika, Heimerl, Nikolaus
Format: Research Report NonPeerReviewed
Sprache:Englisch
Veröffentlicht: 2021
Beschreibung
Zusammenfassung:In Österreich sind geschätzt 147.000 Menschen von Demenz betroffen, wobei sich eine genaue Anzahl an Demenzerkrankten durch Unterdiagnostizierung und – damit teilweise einhergehend – Unterversorgung nicht feststellen lässt. Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, einerseits zur Forschung in Bezug auf Kosten beizutragen, aber auch das Aus-maß der Belastung durch Demenz für Betroffene, deren Angehörige und letztlich für die gesamte Gesellschaft aufzuzeigen. Die Abschätzung der monetären Kosten in dieser Studie basiert einerseits auf demenz-attributablen Anteilen, andererseits werden intangible Kosten auf Basis von Ergebnissen internationaler Literatur diskutiert. Die Analyse der informellen Pflege erfolgt gemäß dem Substitutionskostenansatz und ergibt die gesamten (nicht demenz-attributablen) bewerteten Kosten der informellen Pflege aller zu Hause lebenden DemenzpatientIn-nen. Insgesamt belaufen sich die monetären Kosten auf EUR 2,7 Mrd. im Jahr 2019. Es wird geschätzt, dass 3,9 Prozent der laufenden Gesundheitsausgaben (ohne Langzeitpflege), 15,8 Prozent der Bruttoausgaben für stationäre Pflege und 22,5 Prozent der Bruttoaus-gaben für mobile Pflege im Jahr 2019 auf Demenz zurückzuführen sind. Hinzu kommen Kosten der informellen Pflege für jene DemenzpatientInnen, die zu Hause leben. Jene Kosten werden auf EUR 4,9 Mrd. inklusive Beaufsichtigungszeit bzw. EUR 3 Mrd. ohne Beaufsichtigungszeit geschätzt, wobei als Kostensatz der Marktwert einer formalen Pfle-gestunde herangezogen wurde. Die Studie zeigt somit auf, dass Demenz mit einer Vielzahl an Ausgaben im Gesundheits- und Langzeitpflegesektor im Zusammenhang steht. Die berechneten Kosten der infor-mellen Pflege verdeutlichen zudem den bedeutenden Anteil an Pflege- und Betreuungs-diensten, die von Angehörigen geleistet werden. Informelle Pflege geht jedoch darüber hinaus mit intangiblen Kosten einher, die von verlorener Freizeit, sozialer Isolation, De-pression bis hin zu einer Verschlechterung des eigenen Gesundheitszustands reichen, welche in weiterer Folge Risikofaktoren sind, selbst eine Demenz zu entwickeln. Demenzielle Erkrankungen werfen zunehmend Fragen auf, insbesondere in welcher Form Demenzerkrankte therapiert und versorgt werden können, und wie stark die Prä-valenz durch die Alterung der Bevölkerung in den kommenden Jahren steigen wird. Den-noch ist die Datenlage, die notwendig wäre, um im Konkreten die Versorgung und die Pflege dieser Menschen sicherzustellen, in Österreich – wie wir feststellen mussten – fragmentiert und bisher unzureichend. In Austria, an estimated 147,000 people have dementia, although underdiagnosis and – partly arising from this – underprovision of appropriate care do not allow to determine the exact number of dementia patients. Despite increasing relevance, evidence about dementia in Austria is sparse, particularly in the context of the economic costs of de-mentia. The aim of the study is to contribute to the stream of research about costs of dementia. We demonstrate the magnitude of the burden of the disease affecting pa-tients, caregivers, and the entire society. The study uses the approach of population dementia-attributable fractions; intangible costs are discussed based on international literature. The estimation of health costs in-cludes costs of dementia per se as well as dementia-attributable fractions of secondary diseases, calculated from relative risks from epidemiological studies. We transfer cost shares of the German disease-related cost accounts to Austrian health expenditures by age and sex. Dementia-attributable costs for residential, home, and live-in domestic care as well as for work loss of caregiving relatives rely on different data sources. The estima-tion of the costs of informal care, using a substitution approach, reflects total (not de-mentia-attributable) costs. The monetary costs of dementia for the year 2019 amount to a total of EUR 2,7 billion. About half of these costs are medical costs. Approximately 3.9 % of health care expend-itures (excl. long-term care), 15.8 % of residential care expenses and 22.5 % of home care expenses were attributable to dementia in 2019. The production loss due to re-duced working hours of caregiving relatives is estimated at EUR 31 million. In addition to monetary costs, total costs of informal care for dementia patients living at home account to EUR 4.9 billion including all supervision time or EUR 3.0 billion without supervision time. Dementia is associated with high expenditures in the health and long-term care sector, which are set to increase further in coming years due to the aging of the population. The magnitude of notional costs of informal care illustrates the substantial share of care work provided by relatives. Caregivers suffer from loss of free time, social isolation, de-pression, and poorer health in general, which are in turn risk factors for developing de-mentia themselves. Owing to the lack of data, the results are partly based on estimates and assumptions. An improvement of the data situation would be highly necessary in order to adequately plan care supply and its costs for the future, especially in the face of increasing demand.