Einstellungen zum Sozialstaat in der COVID-19 Gesundheits- und Arbeitsmarktkrise

Die Studie liefert auf Basis einer im Juni 2020 durchgeführten repräsentativen Befragung von 2.000 Personen Einblicke in Einstellungen zu sozialpolitischen Maßnahmen und zu Fragen der Finanzierung der Corona-Krise in Österreich. Die Ergebnisse weisen auf eine breite Unterstützung sozialstaatlicher M...

Ausführliche Beschreibung

Bibliographische Detailangaben
Link(s) zu Dokument(en):IHS Publikation
Hauptverfasser: Liedl, Bernd, Molitor, Philipp, Steiber, Nadia
Format: Discussion/ Working Paper NonPeerReviewed
Veröffentlicht: 2021
Beschreibung
Zusammenfassung:Die Studie liefert auf Basis einer im Juni 2020 durchgeführten repräsentativen Befragung von 2.000 Personen Einblicke in Einstellungen zu sozialpolitischen Maßnahmen und zu Fragen der Finanzierung der Corona-Krise in Österreich. Die Ergebnisse weisen auf eine breite Unterstützung sozialstaatlicher Maßnahmen. Mehr als 60% der Befragten waren drei Monate nach Beginn der Krise der Meinung, der Sozialstaat sei im Zuge der Corona-Pandemie wichtiger geworden. Diese Ansicht teilten insb. Personen mit höherer Bildung und in höherem Alter. Die Sorge um eine Vergrößerung der Unterschiede zwischen Arm und Reich durch die Corona-Pandemie war in der gesamten Bevölkerung Österreichs weitverbreitet und unter älteren Personen besonders groß. Im internationalen Vergleich werden in Österreich staatliche Maßnahmen zur Reduktion von Einkommensunterschieden stark befürwortet. Dies war auch während der CoronaKrise der Fall. Die Zustimmung zu staatlicher Einkommensumverteilung verstärkte sich im Vergleich zu 2018/19 sogar leicht. Der subjektive soziale Status der Befragten übte dabei einen starken Einfluss aus: Menschen, die ihren sozialen Status in der Gesellschaft ‚eher unten‘ verorteten, zählten besonders häufig zu den BefürworterInnen. Während rund drei von vier Befragten der Meinung waren, der Staat solle mehr tun, um Armut zu verringern, befürworteten deutlich weniger Menschen (knapp die Hälfte der Befragten) staatliche Maßnahmen zur Sicherung eines angemessenen Lebensstandards von Arbeitslosen. Jüngere und ältere Befragte befürworteten staatliche Maßnahmen zur Sicherung eines angemessenen Lebensstandards von Arbeitslosen stärker als jene im Haupterwerbsalter. Die aktuelle bedarfsorientierte Mindestsicherung schätzte rund die Hälfte der Befragten als zu niedrig ein. Einen Mindestlohn bei Vollzeitbeschäftigung von 1.700€ brutto pro Monat schätzten mehr als 60% als zu niedrig ein. Die Vermögensverteilung in Österreich wurde – wie auch im European Social Survey (2018) – überwiegend als ungerecht eingeschätzt, vor allem von Älteren. Zwei Drittel der Befragten waren der Meinung, der Staat solle Maßnahmen ergreifen, um die Vermögensungleichheit zu reduzieren. Wie schon bei der Befürwortung staatlicher Umverteilung von Einkommen, zeigte sich auch hier, dass Befragte, die sich in der Gesellschaft ‚eher unten‘ verorteten, die Vermögensunterschiede eher als ungerecht groß einschätzten und eine staatliche Vermögensumverteilung eher befürworteten. Einer stärkeren Besteuerung von Vermögen zur Finanzierung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie stimmte rund jede zweite/r Befragte zu. Ebenfalls rund die Hälfte sprach sich für eine stärkere Besteuerung hoher Einkommen aus. Die größte Zustimmung erfuhr jedoch die stärkere Besteuerung großer Unternehmen (rund 64%). Die Finanzierungsinstrumente mit umverteilender Wirkung wurden weitaus positiver bewertet als eine Einschränkung von Sozialleistungen (weniger als 20% Zustimmung). This study provides insights into the attitudes of the Austrian population towards the policy measures taken by the government to mitigate the direct economic consequences of the COVID-19 pandemic and the lockdown. Based on a representative survey of 2,000 individuals aged 20-64 and living in Austria (carried out in June 2020), the findings show a rather strong support for the state interventions. More than 60% of respondents felt that the welfare state has become more important since the onset of the crisis. The strongest support was found among the higher educated and the older population. The majority of respondents and again especially older individuals indicated to worry about a further widening of social inequality between the rich and the poor due to the crisis. By international comparison, support for income redistribution is strong in Austria. This continued to be the case during the Corona crisis. The support for income redistribution grew even stronger compared to 2018/19 (data from the European Social Survey). Those who felt their own social status to be rather low were the ones who were most strongly in favour of income redistribution; but also among those with a higher subjective social status support for income redistribution was widespread. Three out of four respondents agreed that the state should do more to prevent people falling into poverty. A smaller share of the population (just below half) thought that the state should provide the unemployed with a decent standard of living (with a stronger support from younger and older individuals as compared to the mid-aged). The current level of by about half of the respondents and a gross minimum wage for full-time employees of by more than 60% of respondents. The wealth distribution in Austria was evaluated as unfair by the majority of respondents (i.e. too large a difference between the top and low end of the distribution), which is in line with recent findings from the European Social Survey (2018). About two thirds stated that the state should take measures to reduce wealth inequality. Again, those of higher age and those who subjectively felt their social status to be rather low were among those most strongly in support of such measures. Asked about the preferred means for financing the crisis, the stronger taxation of wealth and high incomes received strong support (by about half of the population). The share of respondents supporting the higher taxation of large enterprises was even higher (about 64%). These redistributing options for financing the crisis costs received much stronger support compared to welfare retrenchment (support from less than 20%).