Kosten von Schulschließungen zur Pandemiebekämpfung

Schulschließungen bzw. Distance Learning oder Home Schooling sind Mittel zur Bekämpfung von Pandemien. Die Kosten-Nutzen-Bilanz dieser Mittel ist umstritten. Wir diskutieren die psychologischen, sozialen und ökonomischen Kosten von Schulschließungen im Rahmen der Pandemiebekämpfung. Es ist erwiesen,...

Ausführliche Beschreibung

Bibliographische Detailangaben
Link(s) zu Dokument(en):IHS Publikation
Hauptverfasser: Kocher, Martin G., Steiner, Mario
Format: IHS Policy Brief NonPeerReviewed
Sprache:Englisch
Veröffentlicht: 2020
Beschreibung
Zusammenfassung:Schulschließungen bzw. Distance Learning oder Home Schooling sind Mittel zur Bekämpfung von Pandemien. Die Kosten-Nutzen-Bilanz dieser Mittel ist umstritten. Wir diskutieren die psychologischen, sozialen und ökonomischen Kosten von Schulschließungen im Rahmen der Pandemiebekämpfung. Es ist erwiesen, dass die Umstellung von Präsenzlehre in den Schulen zu Distance Learning zu massiv negativen Effekten auf den Kompetenz- und Wissenserwerb der Kinder führt. Jüngere Kinder sind genauso stärker negativ betroffen wie Kinder aus benachteiligten Haushalten. Auf Basis von Schätzungen in der Literatur kommen wir auf einen durchschnittlichen jährlichen Erwerbseinkommensverlust aller betroffenen SchülerInnen von 100-200 EUR pro Monat eines Schul-Lockdowns. Je nach konkreten Annahmen ergibt sich daraus ein Verlust von über 2 Milliarden Euro (0,5% des Bruttoinlandsprodukts (BIP)) oder mehr pro Schul-Lockdown-Monat. Darin inkludiert sind z.B. auch höhere Kosten aus Arbeitslosigkeit, die noch zusätzliche soziale Kosten impliziert. Die Betreuungsverpflichtungen für berufstätige Eltern reduzieren die Produktivität. Eine vorsichtige Schätzung geht von Kosten aus dem Produktivitätsverlust in Höhe von gut einer Milliarde Euro (0,25% des BIP) pro Schul-Lockdown-Monat aus. Zusätzliche Kosten ergeben sich aus psychischen und psychologischen Kosten bei Kindern, Eltern und LehrerInnen durch die Zusatzbelastungen. Aus den hohen Kosten ergibt sich, dass die Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen die Ultima ratio in der Pandemiebekämpfung sein sollte. Der Nutzen muss von VirologInnen und EpidemiologInnen als sehr hoch bewertet werden, um sie zu rechtfertigen. Auch eine (weitere) Abstufung nach Alter oder durch Verkleinerung von Klassen ist zu überdenken. Sind Schließungen aus epidemiologischer Sicht nicht zu verhindern, muss alles darangesetzt werden, die negativen Folgen so gut es geht abzufedern. Unter Abfederungsmaßnahmen fallen schulorganisatorische und technische Unterstützung von SchülerInnen und LehrerInnen, aber auch eine treffsichere Unterstützung der Eltern, um die Doppelbelastung Betreuung-Beruf zu reduzieren.