Zusammenfassung: | Im Rahmen der Wirkungsorientierung des Bundes ist jedes Ressort zur Formulierung eines Gleichstellungszieles verpflichtet. Gemäß einem der Gleichstellungsziele des Bundesministeriums für Finanzen soll das Abgabensystem zu einer gleichmäßigeren Verteilung der Erwerbsarbeit und der unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern beitragen. Vor diesem Hintergrund bietet die Studie einen Literaturüberblick über empirische Ergebnisse zum Einfluss von Steuern und Abgaben auf das Arbeitskräfteangebot von Frauen, die Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit in Paarhaushalten sowie Ausbildungsentscheidungen und Unternehmensgründungen von Frauen. Dabei werden nicht nur direkte, sondern auch indirekte Steuern berücksichtigt. Das Arbeitskräfteangebot von Frauen reagiert demnach in Österreich wie generell in den Industrieländern sowohl hinsichtlich der Arbeitsmarktpartizipation als auch des Stundenausmaßes wesentlich empfindlicher auf die gesamte direkte Abgabenbelastung der Arbeitseinkommen als jenes von Männern. Zudem dürften eine Reihe von Begünstigungen im Einkommensteuersystem bzw. im Rahmen der Sozialversicherungsbeiträge die Partizipationsentscheidung und die Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern beeinflussen. Die Belastung der Arbeitseinkommen durch direkte Steuern und Abgaben (Lohnsteuer, Sozialversicherungsbeiträge) spielt die wichtigste Rolle, aber auch indirekte Steuern könnten das Arbeitskräfteangebot von Frauen sowie die Arbeitsteilung in Paarhaushalten beeinflussen; diese Fragestellung wurde allerdings für Industrieländer in der Literatur bislang kaum untersucht, empirische Belege für diese Annahmen fehlen daher bislang. Die Ausgestaltung von Steuern und Abgaben soll insgesamt primär Anreize für eine Verringerung der Frauenerwerbsbeteiligung vermeiden oder dämpfen sowie eine gleichmäßige Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und Männern unterstützen und durch Sonderregelungen im Steuer- und Abgabenrecht fördern. Der Literaturüberblick untermauert darüber hinaus die Annahme, dass durch die Besteuerung auch andere individuelle ökonomische Entscheidungen von Männern und Frauen – in unterschiedlichem Ausmaß – beeinflusst werden, etwa Bildungsentscheidungen oder Unternehmensgründungen. Hier besteht allerdings noch erheblicher Forschungsbedarf, insbesondere hinsichtlich der empirischen Überprüfung möglicher Effekte allgemein und für Frauen im Besonderen.
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