Zusammenfassung: | Die Trauerfahnen für Rudolf Sallinger waren noch nicht eingeholt, als uns die Nachricht vom Ableben Professor Dr. Franz Nemschaks ereilte. Franz Nemschak verstarb am 17. März 1992 im 85. Lebensjahr nach langem schweren Leiden. Nemschak war der Wiederbegründer und langjährige Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung von 1945 bis 1971. Wie kein anderer beeinflußte und prägte er die Arbeit und die Stellung des Instituts. Sein Ziel war eine leistungsfähige, praxisorientierte und politisch unabhängige Wirtschaftsforschung, die dem obersten Ziel, dem Gesamtinteresse Österreichs und seiner Bevölkerung verpflichtet ist. Die Funktion der Wirtschaftsforschung sah er nicht auf der akademischen Ebene, sondern in der Bereitstellung von sachlichen Entscheidungsunterlagen für wirtschaftspolitische Weichenstellungen. Obwohl er sich prinzipiell öffentlicher Empfehlungen in konkreten Anlaßfällen enthielt, zögerte er nie, eine klare Stellung zu beziehen, wenn es ihm das langfristige Gedeihen der österreichischen Wirtschaft geboten erscheinen ließ. So war er einer der engagiertesten Befürworter der Annäherung Österreichs an die EWG schon in den sechziger Jahren. Ebenso war er, vor und während des Prager Frühlings, ein Advokat von tiefgreifenden Reformen in Osteuropa, als welcher er sogar nach Moskau eingeladen war. Nemschak hinterließ seinen Nachfolgern ein wohlgeordnetes und fruchtbringendes Lebenswerk. Wenn auch in manchem die Fragestellungen und Methoden ebenso wie die politische Umgebung über Nemschak hinausgegangen sind, wies er uns doch Wege und Grundsätze, von denen wir uns noch heute leiten lassen. Wir verdanken Franz Nemschak sehr viel. Seine eindrucksvolle, aber auch menschlich berührende Persönlichkeit werden wir nie vergessen.
|