Zusammenfassung: | In der Dissertation wird untersucht, wie sich die Einführung von Zugangsbeschränkungen an öffentlichen Universitäten in Österreich auf die soziale Ungleichheit im Hochschulbereich ausgewirkt hat. Dabei wird die Ungleichheit nach sozialer Herkunft bzw. nach Elternbildung im Zugang zu einem Studium sowie während des Studiums betrachtet. Insbesondere letzterer Aspekt wurde in der bestehenden Literatur bislang vernachlässigt. Neben der theoretischen und literaturbasierten Auseinandersetzung mit Zugangsbeschränkungen in Österreich werden drei empirische Analysen durchgeführt: Die erste Analyse widmet sich dem Anteil an Personen mit Eltern ohne Matura unter den StudienanfängerInnen als Indikator für die soziale Ungleichheit im Zugang zu einem Studium. Zusätzlich zu deskriptiven Auswertungen wird mittels ‚Interrupted Time Series‘-Analysen der Effekt der Einführung der Zugangsbeschränkungen auf die soziale Zusammensetzung der AnfängerInnen geschätzt. In der zweiten Analyse wird anhand logistischer Regressionsmodelle der Interaktionseffekt zwischen den Zugangsbeschränkungen und der Elternbildung der Studierenden auf die Abschlusswahrscheinlichkeit und somit der Effekt der Zugangsbeschränkungen auf die soziale Ungleichheit während des Studiums untersucht. In der dritten Analyse dient die soziale Zusammensetzung der AbsolventInnen als Indikator für die soziale Ungleichheit insgesamt in Bezug auf ein Studium. Wiederum werden deskriptive Auswertungen sowie ‚Interrupted Time Series‘-Analysen herangezogen, um empirische Hinweise auf Veränderungen durch die Zugangsbeschränkungen zu finden. Die Ergebnisse zeigen, dass es keinen pauschalen Effekt von Zugangsbeschränkungen auf die soziale Ungleichheit nach Elternbildung im Hochschulbereich gibt und die Situation je nach Fach variiert. Für Human-, Zahn- und Veterinärmedizin weisen die empirischen Befunde auf eine Steigerung der sozialen Ungleichheit im Zugang mit der Einführung der kompetitiven Auswahlverfahren hin. In Humanmedizin sinkt aber gleichzeitig die soziale Ungleichheit während des Studiums. Unsicher bleibt, ob sich diese Entwicklungen ausgeglichen haben, sodass die soziale Ungleichheit insgesamt in Humanmedizin nicht zugenommen hat, da nicht mit ausreichender Sicherheit festgestellt werden kann, wie sich die soziale Ungleichheit hypothetisch ohne Zugangsbeschränkungen entwickelt hätte. Auswahlverfahren, die angekündigt wurden, aber aufgrund zu weniger BewerberInnen nicht oder nur bedingt durchgeführt wurden bzw. nicht ausschlaggebend waren, scheinen kaum einen Effekt gehabt zu haben – weder auf die soziale Ungleichheit im Zugang noch auf diejenige während des Studiums.
This PhD thesis investigates how the introduction of access restrictions at Austrian universities has affected social inequality in relation to social background and parental education in higher education. Social inequality is considered firstly in access to higher education and secondly during studies, whereby the latter aspect in particular has not yet been adequately examined in the existing literature. After a theoretical and literature-based discussion of access restrictions and their effects in Austria, three empirical analyses are carried out: The first analysis looks at the proportion of people with parents without a high school diploma among first-year students as an indicator for the social inequality in access to a study programme. In addition to comprehensive descriptive evaluations, the effect of the introduction of access restrictions on the social composition of beginners is estimated using an 'Interrupted Time Series Analysis’ design. In the second analysis, the interaction effect between access restrictions and the education of the students' parents on the probability of graduation – and thus the effect of access restrictions on the social inequality during studies – is analysed using logistic regression models. Finally, in the third analysis, the social composition of the graduates serves as an indicator for overall social inequality regarding a study programme. Again, descriptive evaluations and 'Interrupted Time Series' analyses are conducted in order to find empirical evidence of possible effects of access restrictions on the social composition of university graduates. The results show that there is no general effect of access restrictions on social inequality regarding parental education in higher education. There are empirical indications that the social inequality in access increases with competitive selection procedures for (human) medicine, dentistry and veterinary medicine. At the same time, social inequality during studies decreases in medicine. It remains uncertain whether these developments have balanced each other out and whether overall social inequality in medicine has not increased, since it cannot be determined how the overall social inequality would have developed hypothetically without access restrictions. Selection procedures only announced but not carried out or selection procedures which are not decisive due to too few applicants seem to have hardly any effect – neither on the social inequality in access nor on that during studies.
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