Selektion, Dropout und früher Bildungsabbruch

Dropout, Selektion und früher Bildungsabbruch sind unterschätzte Herausforderungen im österreichischen Bildungswesen: Detaillierte regionale und nach Herkunft differenzierte Berechnungen zeigen für einzelne Subgruppen Anteile von bis zu 60% der Jugendlichen, die keinen Abschluss über die Pflichtschu...

Ausführliche Beschreibung

Bibliographische Detailangaben
Link(s) zu Dokument(en):IHS Publikation
Hauptverfasser: Steiner, Mario, Lassnigg, Lorenz
Format: IHS Policy Brief NonPeerReviewed
Sprache:Englisch
Veröffentlicht: 2019
Beschreibung
Zusammenfassung:Dropout, Selektion und früher Bildungsabbruch sind unterschätzte Herausforderungen im österreichischen Bildungswesen: Detaillierte regionale und nach Herkunft differenzierte Berechnungen zeigen für einzelne Subgruppen Anteile von bis zu 60% der Jugendlichen, die keinen Abschluss über die Pflichtschule hinaus aufweisen und sich aktuell nicht mehr in Ausbildung befinden. Der vorliegende Policy Brief stellt die Frage, wie die aktuellen Reformen des Bildungswesens darauf reagieren und sich auswirken könnten. Positiv hervorzuheben ist, dass die Problematik des frühen Abbruchs durch direkt darauf bezogene Maßnahmen wie die Ausbildung bis 18 oder die Bildungspflicht bildungspolitisch ernstgenommen wird. Es werden jedoch auch Bildungsreformen gesetzt und diskutiert, durch die eine deutliche Stärkung selektiver Elemente erfolgt. Der Ausbau des differenzierten Schulsystems, die Wiedereinführung von Leistungsgruppen in den NMS, verschärfte Aufnahmekriterien in Gymnasien, die Stärkung von Sonderschulen und die Forcierung der „Notenwahrheit“ sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Das Ziel ist derart, den Gesamtoutput zu verbessern. In der Forschung erweisen sich die durch Selektion bedienten summativen Bewertungen und einfachen ökonomischen Anreiz-Sanktionsmodelle jedoch wenig effektiv, um Leistungszuwächse zu erzielen. Vielmehr wird dadurch eher oberflächliches und kaum nachhaltiges Fakten-Lernen für den Test gefördert weniger aber verstehendes Tiefenlernen. Deutlich erfolgsversprechender sind pädagogisch-didaktische Ansätze sowie Professionalisierungsstrategien bei Lehrpersonen. Konkret zu denken ist hier an einen stärker phänomen- statt fächerbasierten Unterricht, um vernetztes Denken in Zusammenhängen zu fördern, zu denken ist an intrinsische Anreizsysteme anstelle von Noten- und Testdruck, ein Schwerpunkt sollte schließlich auf der Ressourcenorientierung anstelle der Defizitorientierung sowie auf der Inklusion anstelle der Selektion liegen.